News
Elli Pähtz scheidet beim Weltcup nach einem dramatischen Tiebreak aus
Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Elli Pähtz scheidet beim Weltcup nach einem dramatischen Tiebreak aus

Colin_McGourty
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Elisabeth Pähtz ist beim FIDE Weltcup 2023 in einem dramatischen Stichkampf gegen Anna Muzychuk ausgeschieden. Neben Muzychuk haben sich bei den Damen auch Nurgyul Salimova und Alexandra Goryachkina durchgesetzt.

Im Open zog Vidit Gujrathi als vierter indischer Spieler ins Viertelfinale ein. 

Dieses Viertelfinale bzw. das Halbfinale des Damenturniers beginnt am Dienstag, dem 15. August, um 13:00 Uhr.

So könnt Ihr zusehen:

Wir übertragen alle Runden des restlichen Weltcups auf den englischsprachigen Chess24-Kanälen auf Twitch und Youtube.

Alle Partien des gesamten Turniers findet Ihr auf unseren Eventseiten für das Open und die Damen. Hier seht Ihr die Aufzeichnung der Übertragung vom Montag.
Kommentator: The Big Greek

Im Open standen sieben der acht Viertelfinalisten schon seit den klassischen Partien am Sonntag fest und diese hatten am Montag einen Ruhetag, an dem sie Kraft für den weiteren Weltcup sammeln konnten. Magnus Carlsen tat dies beim Golfspielen.

Zwei Spieler hingegen mussten Überstunden machen:

Im Damenturnier hingegen konnte bislang nur Tan Zhongyi einen Platz im Halbfinale buchen und sechs Spielerinnen mussten in den Stichkämpfen entscheiden, wer ebenfalls ins Halbfinale einziehen wird.

Vidit 4-2 Nepomniachtchi

Obwohl Vidit an Nummer 20 und Nepomniachtchi an Nummer 5 gesetzt war, gab es gegen Vidits Zusammenfassung des Matches keine Einwände: "Ich denke, ich habe sehr gutes Schach gespielt und war in keiner Partie wirklich in Schwierigkeiten."

Vidit wies auch darauf hin, dass er in der ersten klassischen Partie eine große Chance verpasst hatte und die ersten beiden Tiebreak-Partien mit einer Bedenkzeit von 25 Minuten zeigten, dass der indische Star sowohl schachlich als auch mental sehr gut vorbereitet war.

Die erste zeigte die erschreckende Tiefe, mit der Topspieler Eröffnungen vorbereiten können. 31.g3 war ein Zug, den man bei diesem außergewöhnlichen Abenteuer gegen Nepomniachtchis Petroff-Verteidigung voraussehen musste.

Mit einem Turm weniger bot Vidit seinen Läufer auf d2 an. Allerdings wäre es nicht ratsam gewesen, ihn zu nehmen, da das Vorziehen des Bauern nach h4 dann Schachmatt bedeutet hätte. Auch der zweifache Herausforderer der Weltmeisterschaft machte alles richtig und obwohl sein Zug 31...Lg6 nach 31...h4 nur die zweite Wahl des Computers war, erwies er sich als ausreichend, um in ein ausgeglichenes Turmendspiel überzuleiten, das bald Remis endete.

Ian Nepomniachtchi. Photo: Maria Emelianova/Chess.com.

Die zweite 25-Minuten-Partie war ein ähnlich harter Kampf, wenn auch weniger spektakulär. Sie endete im 45. Zug Remis, nachdem beide Seiten fehlerfrei gespielt hatten.

Das bedeutete, dass die Spieler jetzt mit einer Bedenkzeit von 10 Minuten gegeneinander antreten mussten und Vidit stimmte sich mit einer kurzen Meditation darauf ein.

Seine Vorbereitung funktionierte perfekt und er gewann eine nervenaufreibende und brillante Partie. Nach der Partie wies Vidit auf den Moment hin, als er ein Remis durch dreifache Stellungswiederholung korrekt ablehnte, nachdem er eine Verteidigung entdeckt hatte, die er ursprünglich übersehen hatte.

"Die ersten beiden Schnellschachpartien verliefen sehr ausgeglichen, daher bin ich sehr erleichtert, dass ich es im 10-Minuten-Abschnitt geschafft habe, die erste Partie mit Schwarz zu gewinnen und das Remis abzulehnen, obwohl wir die Stellung fast dreimal wiederholt hätten und ich nur noch etwa 30 Sekunden auf der Uhr hatte."

 

Das ist auch unsere Partie des Tages und Großmeister Rafael Leitao hat sie für uns analysiert.

Das ist der Moment, an dem Nepomniachtchi aufgab.

Damit stand Nepomniachtchi vor der schwierigen Aufgabe, mit den schwarzen Figuren gewinnen zu müssen. Er entschied sich für maximale Gewalt und spielte eine wilde holländische Verteidigung mit einem frühen g5, aber Vidit spielte eine nahezu perfekte Partie und verlor nie die Kontrolle.

Hier sind die finalen Momente des Duells.

Dieses Ergebnis war in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Persönlich bedeutete es für Vidit, dass er etwas geschafft hatte, was nur Carlsen geschafft hatte – sich sowohl 2021 als auch 2023 für das Viertelfinale zu qualifizieren. Auch auf internationaler Ebene war es erstaunlich, da damit vier indische Spieler das Viertelfinale der Weltmeisterschaft erreicht haben. Das hatte zuvor nur Russland geschafft, eine Leistung bisher nur von Russland verwaltet. Und um diesen Punkt zu unterstreichen: Dies ist auch das erste Mal in der Geschichte des Weltcups, dass es beim Open kein russischer Spieler bis ins Viertelfinale geschafft hat.

Der Turnierbaum

Vidit über die indische Armada im Viertelfinale:

Es ist absolut großartig und einer von uns wird mit Sicherheit ins Halbfinale kommen. Wir spielen ein tolles Turnier, was soll ich dazu sagen? Ich denke, dass jeder auf sehr hohem Niveau spielt. Pragg besiegte Hikaru, was nicht einfach ist, Arjun war bei seinen Siegen, insbesondere gegen Sindarov, sehr präzise. Gukesh gewann mit Schwarz gegen Wang Hao, was nie einfach ist. Sie alle spielen wirklich gutes Schach und deshalb denke ich, dass wir es verdient haben, im Viertelfinale zu stehen.

Auf dem Papier hat Vidit jetzt den einfachsten Weg ins Halbfinale, denn er wird gegen die Nummer 69 der Welt, Nijat Abasov spielen. Vidit kennt seinen Gegner sehr gut:

Eigentlich ist er ein guter Freund. Immer wenn ich nach Aserbaidschan komme, verbringen wir Zeit zusammen. Er hat mir auch viele indische Restaurants gezeigt, die ich gerne besuche.

Es wird jedoch nicht einfach sein, denn Abasov hat auf seinem Weg ins Viertelfinale eine Spur der Zerstörung hinterlassen und gleich mehrere Favoriten ausgeschaltet.

Muzychuk 4.5-3.5 Pähtz

Muzychuk and Pähtz zeigten, dass eine gute Freundschaft...

...keinen großen Kampf am Schachbrett verhindert.

Nachdem Pähtz die erste Partie mit einem kraftvollen Angriff am Königsflügel mit den schwarzen Figuren gewonnen hatte, war Muzychuk besorgt: "Ich habe gleich die erste Partie mit Weiß verloren und dachte, vielleicht ist es für mich vorbei."

Sie hätte sich aber keine Sorgen machen müssen, denn in diesem Match sorgten die weißen Figuren nur für Ärger.

Muzychuk schlug bequem zurück und glich das Match aus, ging dann mit einem Sieg mit Schwarz in Führung und machte ganz am Ende der vierten Partie, gerade als sie einen starken Angriff überstanden zu haben schien, wieder einen Fehler. Das war jedoch nichts im Vergleich zu dem Patzer in der nächsten Partie, der der ukrainischen Großmeisterin etwas bescherte, das Gold wert war: Einen Sieg mit den weißen Figuren.

Nachdem sie eine tolle Partie gespielt hatte, warf Pähtz die Partie mit dem Zug 24...Dc6 aus dem Fenster.

25.Dxe4 hat die Partie dann auf der Stelle gewonnen, denn die Dame konnte wegen eines Grundlinienmatts nicht zurückgeschlagen werden.

Muzychuk hatte die Falle schon ein paar Züge zuvor gesehen und erklärte, sie habe nur 16 Sekunden nachgedacht, um sicherzustellen, dass sie nichts übersehen habe. Sie hatte es nicht getan und Elli hat die Partie verloren.

Anna Muzychuk. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Pähtz hatte war noch die Chance zurückzuschlagen, aber obwohl sie sich aus der Eröffnung heraus eine gute Stellung erspielt hatte, konnte Muzychuk die Stellung Remis halten und ins Halbfinale einziehen.

The Big Greek zeigt uns die Höhepunkte dieses dramatischen Duells:

Salimova 3-1 Shuvalova

Die an Nummer 29 gesetzte Salimova ging als große Außenseiterin in dieses Duell, aber die 20-jährige Bulgarin glaubte an ihre Chancen: "Ich habe mich wirklich sehr ernsthaft vorbereitet und dieses Jahr läuft es für mich natürlich schon seit Jahresbeginn wirklich gut. Es hat zwar niemand mit diesem Erfolg gerechnet, aber für mich war es nichts Unmögliches und ich bin natürlich sehr glücklich!"

Für ihren Sieg im Stechen benötigte sie nur 2 Partien:

In der ersten Partie stand Shuvalova mit den schwarzen Figuren kurz vor einem Sieg, bevor ein paar Züge alles veränderten.

In der zweiten Partie, die sie unbedingt gewinnen musste, wiederholte Shuvalova die Eröffnung, die sie in der zweiten klassischen Partie gespielt hatte: 1.e4 e5 2.Sc3 Sf6 3.Lc4. Salimova musste dazu ein Geständnis machen:

"Gestern war ich total sauer auf mich, denn als sie diese Eröffnung gespielt hatte, habe ich sie mit einer anderen Eröffnung verwechselt und 3...c6 gespielt. Und als ich es dann bemerkt hatte, war ich schockiert. Wie konnte mir das nur im Viertelfinale des Weltcups passieren? Aber ich habe natürlich sofort nachgeschaut."

Nurgyul Salimova. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Diesmal spielte Salimova den soliden Zug 3...Sxe4 und nachdem das Ergebnis der Eröffnung ausgeglichen war, schlug Shuvalovas Angriffsversuch am Königsflügel spektakulär fehl.

Der letzte Tiebreak bei den Damen ging wieder über 6 Partien.

Goryachkina 4.5-3.5 Harika

Nach der ersten Partie schien dieses Match schon entschieden zu sein, aber es entwickelte sich zu einem weiteren Thriller.

Alexandra Goryachkina war beim FIDE-Damen-Weltcup 2021 im Finale und war nach dem Ausscheiden von Ju Wenjun die Spielerin mit der höchsten Elo im Turnier. Außerdem hatte sie alle ihre bisherigen Duelle im klassischen Schach beendet, so dass man ihr auf keinen Fall einen Vorsprung gönnen sollte. Genau das tat Harika jedoch in einer ausgeglichenen Stellung mit ihrem katastrophalen Patzer 55.Lxb3.

55...Tc3+ gewann einfach den Läufer und nach 56.Kf4 Txb3 57.Txb3 und Lxb3 spielte Harika wohl nur noch aus Trotz einige Züge weiter.

Alexandra Goryachkina. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Goryachkina musste jetzt nur noch ein Remis mit den weißen Figuren erreichen, um das Match zu gewinnen, und im anschließenden Interview zeigte sie sich immer noch sichtlich schockiert darüber, dass ihr das nicht gelungen war. Harika spielte aber auch eine wirklich brillante Partie.

Das war der Höhepunkt für Harika, denn nach zwei Remis in den 10-Minuten-Partien kam ihr ein Patzer in der ersten Fünf-Minuten-Partie erneut teuer zu stehen.

Dadurch musste Harika erneut zurückschlagen, aber dieses Mal gelang es Goryachkina, obwohl es Harika 95 Züge lang versuchte, die Partie souverän Remis zu halten. Damit war es dann doch kein perfekter Tag für das indische Schach.

Der Turnierbaum bei den Damen

Auf zwei Sachen wollen wir noch hinweisen. Zum einen, dass bereits 2021 Muzychuk, Goryachkina und Tan im Halbfinale des Weltcups standen.

Zum anderen die Tatsache, dass Goryachkina bereits für das Kandidatenturnier der Damen 2024 qualifiziert ist. Das bedeutet, dass ihr Startplatz, sollte sie unter den ersten drei landen, an die Spielerin geht, die im Jänner 2024 die höchste Elo hat. Momentan wäre das die Inderin Humpy Koneru, da Hou Yifan ja nicht mehr aktiv ist.

Abschließen wollen wir diesen Bericht mit dem Hinweis, dass Schach definitiv keine Freundschaften zerstört:

Alle Partien der Stichkämpfe

Der FIDE Weltcup 2023 ist ein K.-o.-Turnier im Matchformat. Jedes Match besteht aus zwei klassischen Partien und sollte es danach Unentschieden stehen, entscheidet ein Schnellschach-Tiebreak über das Weiterkommen. Der Damen-Weltcup läuft bis zum 21. August und das Open bis zum 24. August. Insgesamt gibt es in Baku 2.5 Millionen US-Dollar zu gewinnen.


Weitere Berichte vom Weltcup

    Colin_McGourty
    Colin McGourty

    Colin McGourty led news at Chess24 from its launch until it merged with Chess.com a decade later. An amateur player, he got into chess writing when he set up the website Chess in Translation after previously studying Slavic languages and literature in St. Andrews, Odesa, Oxford, and Krakow.

    Mehr von Colin_McGourty
    Der 18-jährige Gukesh wird der jüngste unangefochtene Schachweltmeister aller Zeiten

    Der 18-jährige Gukesh wird der jüngste unangefochtene Schachweltmeister aller Zeiten

    Ding überlebt, nachdem Gukesh in Partie 13 Druck gemacht hat

    Ding überlebt, nachdem Gukesh in Partie 13 Druck gemacht hat